Zottige Hummelschwebfliege (Criorhina floccosa) - Schutz durch Nachahmen
Steckbrief:
Körperlänge: 12-15 mm
Farbe: schwarzer Körper mit dichter rotbrauner Behaarung der Brustoberseite und rotbraunen kurzen Haaren auf dem 3. Und 4. Hinterleibsabschnitt, weiße Haarbüsche an den Seiten der Brust und der Basis des 2. Hinterleibsabschnittes
Artbeschreibung:
Die Zottige Hummelschwebfliege (Criorhina floccosa) gehört zur Familie der Schwebfliegen (Syrphidae) aus der Ordnung der Zweiflügler (Diptera). Einen deutschen gebräuchlichen Namen gibt es für diese Art leider nicht. Der deutsche Name für die Gattung „Criorhina“ lautet „Hummelschwebfliege“ und bezieht sich auf die dichte pelzige Behaarung der Vertreter dieser Gattung. Die gelegentlich verwendete Bezeichnung „Pelzschwebfliege“ ist irreführend, da sie auch für die Gattung „Eriozona“ verwendet wird. Die Übersetzung des aus dem lateinischen stammenden Artzusatzes „floccosa“ lautet „flockig“, „zottig“, „wollig“ oder „zottig-haarig“. Er nimmt ebenfalls Bezug auf die dichte, lange Behaarung dieser Schwebfliegenart. Da für viele Menschen, deren Interesse für diese faszinierende Schwebfliege geweckt werden soll, der wissenschaftliche Name zu „unpersönlich“ ist, wird in dem folgenden Text der Einfachheit halber der deutsche Name „Zottige Schwebfliege“ für Criorhina floccosa verwendet. Mit einer Körperlänge von 12 -15 mm zählt sie mit zu den größeren heimischen Schwebfliegenarten. Die Zottige Hummelschwebfliege (Criorhina floccosa) zeichnet sich neben einer dichten, pelzigen Behaarung durch ein auffälliges Farbmuster aus. Die Brust ist auf der Oberseite kräftig orangebraun behaart. An den Seiten befinden sich lange, helle gelblich-weiße Haarbüschel. Auch die Hinterleibsabschnitte 3 und 4 sind dicht mit rotbraunen, allerdings kürzeren Haaren besetzt. Im Unterschied zu den anderen Arten dieser Gattung befindet sich an der Basis des 2. Hinterleibsabschnittes auf beiden Seiten ein Büschel langer, weißer Haare. .Der Rest des Körpers ist bis auf das grau-weiße Gesicht schwarz.

Sowohl die Oberseite der Brust als auch die der Hinterleibsabschnitte 3 und 4 ist orangerot behaart. An der Seite der Brust und der Basis des 2. Hinterleibabschnittes befinden sich helle gelblich-weiße lange Haarbüschel. Das Gesicht ist stark nach unten verlängert. Foto: M. Neitzke
Auch das Gesicht zeichnet sich durch eine Kombination charakteristischer Merkmale aus. So ist das Mundrand auffallend stark herabgezogen. Die schwarzen Backen stehen in starkem Kontrast zu dem weiß-grauen Gesicht. Die dreigliedrigen Fühler mit dem stark vergrößerten 3. Glied und der nackten Fühlerborste entspringen einem deutlich ausgeprägten Stirnfortsatz, dem sog. Stirnhöcker.[1] Der kräftige Mittelhöcker ist wie der Rest des Gesichtes grau-weiß bestäubt. Der untere Teil des Gesichtes tritt viel weiter vor als der Stirnhöcker.[1] Im Gegensatz zu vielen anderen Schwebfliegenarten sind die großen, unbehaarten Komplexaugen der Männchen getrennt.[1]

Typisch für die Gattung Hummelschwebfliege (Criorhina) ist das weit nach unten verlängerte Gesicht. Foto: M. Neitzke

Die großen, das Gesicht beherrschenden Komplexaugen sind bei den Männchen der Zottigen Hummelschwebfliege (Criorhina floccosa) getrennt. Fotos: M. Neitzke
Im Unterschied zu den anderen Arten der Gattung ist der Oberschenkel des 3. Beinpaares nur leicht verdickt und nicht gebogen.[7]

Die Oberschenkel des 3. Beinpaares sind leicht verdickt. Foto: M. Neitzke
Die Zottige Hummelschwebfliege (Criorhina floccosa) ahmt durch die dichte pelzige Behaarung und die Färbung der Brustoberseite sowie der letzten Hinterleibsabschnitt das Erscheinungsbild einer Ackerhummel (Bombus pascuorum) täuschend ähnlich nach. Ihr Vorbild, die Ackerhummel zeichnet sich ebenfalls durch eine orange-braune, dicht behaarte Oberseite der Brust und der letzten Hinterleibsabschnitte aus. Auch in Bezug auf die dunkle Grundfärbung der übrigen Hinterleibsabschnitten gleichen sich die beiden Arten. Die Abschnitte 2-4 des Hinterleibes der Ackerhummel tragen eine dichte, zottige Behaarung von grauer Farbe. Die Ränder der Hinterleibsabschnitt sind hell behaart. Sehr ähnlich ist auch der seitliche Besatz der Brust und des Hinterleibes mit langen weißen Haaren.[2] Die Männchen der Ackerhummel haben ebenso wie die Zottige Hummelschwebfliege (Criorhina floccosa) ein hell behaartes Gesicht. Trotz aller Ähnlichkeit im Erscheinungsbild beider Arten fallen bei näherem Hinsehen jedoch auch die Unterschiede zwischen den beiden zu ganz anderen systematischen Ordnungen innerhalb des Insektenreichs gehörenden Arten, ins Auge. Die Ackerhummel besitzt als Mitglied der Ordnung der Hautflügler (Hymenoptera) 4 Flügel, die Schwebfliege als Angehörige der Zweiflügler (Diptera) dagegen nur 2. Auch die Fühler und Mundwerkzeuge weisen einen grundsätzlich voneinander abweisenden Bau auf. Während die langen Fühler der Hautflügler aus zahlreichen Einzelgliedern (1 Grundglied, 11- 12 Einzelglieder) aufgebaut sind, bestehen diejenigen der Schwebfliege lediglich aus 3 Gliedern, deren letztes mehr oder weniger lange Fühlerborste trägt.

Die Seitenansicht einer Ackerhummel (Bombus pascuorum) links und der Zottigen Hummelschwebfliege (Criorhina floccosa) zeigt die Ähnlichkeit in der Färbung und pelzigen Behaarung beider Arten. Deutlich ist der Unterschied zwischen den langen, aus zahlreichen Einzelgliedern (1 Grundglied, 11- 12 Einzelglieder) aufgebauten Fühlen der Ackerhummel und dem dreigliedrigen Fühler der Schwebfliege mit stark vergrößertem Endglied und langer Fühlerborste zu erkennen. Fotos: M. Neitzke

Auch die Rückenansicht zeigt die starke Ähnlichkeit zwischen dem Vorbild Ackerhummel (Bombus pascuorum) (rechts) und der Kopistin (Criorhina floccosa) (links). Diese beruht nicht nur auf der kräftigen braunroten Färbung und pelzigen Behaarung der Oberseite von Brust und den letzten Hinterleibsabschnitten, sondern auch auf der dichten weißen Behaarung an den Seiten der Körper. Einer der Hauptunterschiede zwischen beiden Ordnungen, zu denen die Arten gehören, nämlich die Anzahl der Flügel, ist in der Ruhestellung nur schwer zu erkennen. Fotos: M. Neitzke

Deutlich ist der Unterschiede zwischen dem Saugrüssel der Ackerhummel (links), in dem sich eine lange behaarte Zunge auf und ab bewegen kann und den leckend-saugenden Mundwerkezuge der Zottigen Hummelschwebfliege mit denen sie wie mit einem kleinen Tupfer den Nektar und Blütenpollen einsaugt bzw. aufleckt zu erkennen. Fotos: M. Neitzke
Die hier vorliegende Ähnlichkeit zwischen einer Schwebfliege (Criorhina floccosa) und der Ackerhummel (Bombus pascuorum) ist ein Beispiel für das in der Familie der Schwebfliegen häufig anzutreffende Phänomen der Mimikry. In der Biologie wird die Nachahmung des Erscheinungsbildes bestimmter Tiere und Pflanzen durch andere nicht mit ihnen verwandter Tiere und Pflanzen als “Mimikry“ bezeichnet. Dieser Begriff kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Nachahmung/Nachbildung“. Ahmen harmlose Tiere in ihrem Aussehen oder auch Verhalten wehrhafte Tiere nach, wie beispielsweise viele Schwebfliegen, so spricht man auch von einer „Batesschen Mimikry“. Die Bezeichnung dieser Form der Mimikry geht auf die Entdeckungen des englischen Naturforschers und Evolutionsbiologen Henry Walter Bates (1825-1892) zurück. Diese Nachahmung eines wehrhaften Insektes durch ein wehrloses soll dem „Nachahmer“ einen besseren Schutz vor Feinden bieten.
Bei der Nachahmung von Hummeln durch die verschiedenen Gattungen der Schwebfliegen dienen unterschiedliche Hummelarten als Vorbilder. Neben der Zottigen Hummelschwebfliege (Criorhina floccosa) erinnert auch die Bunte Erzschwebfliege (Cheilosia illustrata) entfernt an eine Ackerhummel (Bombus pascuorum). Die dunkle Form der Hummel-Waldschwebfliege (Volucella bombylans var. bombylans) ähnelt mit ihrem roten Hinterteil und dem schwarzen Körper dagegen einer Steinhummel (Bombus lapidarius), ebenso wie einige Farbvarianten der Gemeinen Narzissenschwebfliege (Merodon equestris). Die große Dunkle Erdhummel (Bombus terrestris) und die Gartenhummel (Bombus hortorum) werden u.a. von der Hummel-Waldschwebfliege (Volucella bombylans), der Gemeinen Waldschwebfliege (Volucella pellucens) und der Hummel-Keilfleckschwebfliege (Weibchen) (Eristalis intricaria) imitiert.

Bei der sog. Hummelmimikry der Schwebfliegen werden unterschiedliche Hummelarten mehr oder weniger gut nachgeahmt. Vier Hummelarten, die häufig als Vorbilder für eine Nachahmung dienen, sind in der Mitte des Kreise abgebildet. Es handelt sich im Uhrzeigersinn um die Dunkle Erdhummel (Bombus terrestris), die Ackerhummel (Bombus pascuorum), die Steinhummel (Bombus lapidarius) und die Gartenhummel (Bombus hortorum). Schwebfliegen: Im Uhrzeigersinn oben: Hummel-Waldschwebfliege (Volucella bombylans), Gemeine Waldschwebfliege (Volucella pellucens), Bunte Erzschwebfliege (Cheilosia illustrata), Zottige Hummelschwebfliege (Criorhina floccosa), Gemeine Narzissenschwebfliege (Merodon equestris), Hummel-Waldschwebfliege (Volucella bombylans var. bombylans), Hummel-Keilfleckschwebfliege (Weibchen) (Eristalis intricaria), Hummel-Keilfleckschwebfliege (Männchen). Fotos: M. Neitzke
In einigen Fällen ähneln Weibchen einer Art ihren Vorbildern stärker als die Männchen, wie das Beispiel der Hummel-Keilfleckschwebfliege (Eristalis intricaria) zeigt. Dies kann durch aus Sinn machen. 6] Bei der Nahrungssuche auf den Blüten sind die Männchen und Weibchen gleichermaßen gefährdet. Aber nur die Weibchen legen Eier. Sie sind besonders bei der Suche nach geeigneten Eiablageplätzen bedroht, wenn sie über den Boden, zwischen der niedrigen Vegetation oder am Grund eines Baumstumpfes herumkrabbeln. Hierbei handelt es sich auch um Stellen, an denen Hummeln ihre Nester haben und angetroffen werden können. Das Weibchen einer Schwebfliege, das einer Hummel ähnlich sieht, könnte in dieser Situation besonders von dem Schutz durch Mimikry profitieren.[6]
Lebensweise:
Die erwachsenen Tiere fliegen von April bis Juni. Man findet die Zottige Hummelschwebfliege vor allem in Wäldern mit alten Eichen und Buchen. Wichtig sind das Vorkommen alter Bäume und einer gut entwickelte Strauchschicht. Während erstere vor allem für die Fortpflanzung wichtig sind, dienen die Blüten der Sträucher als Nahrungsquelle für die erwachsenen Tiere, die sie bei ihrem Besuch gleichzeitig bestäuben. Die Zottige Hummelschwebfliege wurde bei dem Besuch von Schlehen, Weißdorn, Blutrotem Hartriegel, Johannisbeere, Himbeere, Eberesche, Feldahorn oder Weiden beobachtet.[4] Aber auch Vertreter aus der Familie der Doldenblütler werden aufgesucht. In ihrer dichten, pelzigen Behaarung bleibt der Pollen besonders gut hängen und lässt sich anschließend gut weiter transportieren. Ihre Larven wirken dagegen bei dem Abbau toter organischer Substanz mit und tragen dadurch zu einem Nährstoffrecycling bei. Die Larven leben nämlich von abgestorbenem organischem Material im Boden oder in faulem Holz (saprophag).[1, 3, 6, 8]
Literatur:
- Bastian, O. (1986): Schwebfliegen, Neue Brehm-Bücherei, Band 576, Ziemsen, Wittenberg.
- Fritsche, M. (2019): Ackerhummel (Bombus pascuorum (Scopoli 1763)). https://insekten-sachsen.de
- http://www.insektenbox.de
- https://biodiversität-und-schönheit.de/Pflanzenvielfalt
- Kormann, K. (2002): Schwebfliegen und Blasenkopffliegen Mitteleuropas. Fauna Naturführer Band 1, Fauna Verlag, Nottuln, 270 S.
- Speight, M. C. D. (2025): Hoverflies which resemble bumblebees in Ireland and adjacent parts of Europe (Diptera: Syrphidae). NBDC Occasional Publications Series, No. 2, 50 pp. National Biodiversity Data Centre, Waterford, Publications Series No. 36.
- Vujić, M. & T. Koren (2020): Criorhina floccosa (Meigen, 1822), a new hoverfly (Diptera: Syrphidae) in the fauna of Croatia. Acta Entomologica Slovenica, 28: 65-68.
- Wintergerst, J. & M. Nuß (2024): Criorhina floccosa (Meigen 1822). https://insekten-sachsen.de
