
Der Gemeine Natternkopf –
Helfer nicht nur bei Schlangenbissen
- Bedeutung des Gewöhnlichen Natternkopfs (Echium vulgare L.) für Biodiversität und menschliches Wohlbefinden
- Die Bedeutung des Gewöhnlichen Natternkopfs in der Heilkunde
- Die Bedeutung des Gewöhnlichen Natternkopfs in der Kosmetik und Körperpflege
- Botanischer Exkurs – wie der Gemeine Natternkopf zu seinem Namen kann
- Blütenstände des Gemeinen Natternkopfes – beliebter Treffpunkt für Bestäuber und Räuber
Bedeutung des Gewöhnlichen Natternkopfs (Echium vulgare L.) für Biodiversität und menschliches Wohlbefinden
Der zur Familie der Raublattgewächse (Boraginaceae) gehörende Gewöhnliche Natternkopf ist eine wärmeliebende Art, die zeitweiligen Wassermangel im Boden gut toleriert. Er besiedelt deshalb vorzugsweise sonnige, mäßig trockene Standorte. Die Böden auf denen er wächst sind oft zudem humusarm und wasserdurchlässig. Man findet ihn daher auf Trockenrasen und in Felsfluren ebenso an stark vom Menschen beeinflussten Standorten, wie Mauerkronen, Steinbrüchen, Kiesgruben, Weg- und Straßenrändern, Bahn- und Hafenanlagen, Industrieflächen oder Weinbergsbrachen. [11, 15, 28, 42] Eine Reihe morphologischer Merkmale beispielsweise die borstige Behaarung von Blättern und Stängel und die bis zu 2,5 m lange Pfahlwurzel ermöglichen dem Gewöhnlichen Natternkopf das Überleben auf den oft trockenen und steinigen Böden. Von Mai bis Oktober entfaltet der Gemeine Natternkopf seine bis zu 3 cm großen blauen Blüten. Diese sind in einem bis zu 50 cm langen kegelförmigen sehr auffälligen Blütenstand zusammengefasst.

Flachgründige Felsfluren (links) gehören ebenso zu den Wuchsorten des Gemeinen Natternkopfes wie feinerde- und humusarme Mauerkronen (rechts). Fotos: M. Neitzke
Dichte Bestände des bis 80 cm hohen Gemeinen Natternkopfes haben die Stützmauern eines steilen Weinberges besiedelt. Foto: M. Neitzke
Weinbergsbrachen können von dem Gemeinen Natternkopf rasch besiedelt werden. Foto: M. Neitzke
Trockene Wegränder schmücken ab Mai die hohen, blauen Blütenstände des Gemeinen Natternkopfes. Foto: M. Neitzke
Die Blüte des Gemeinen Natternkopfes erinnert mit dem weit aus der Kronröhre herausragenden Griffel mit seinen zwei auseinanderspreizenden Narbenästen am Ende an den Kopf einer züngelnden Schlange. Dieser Gedankenverbindung verdankt diese Gattung sowohl ihren deutschen Namen „Natternkopf“ als auch die wissenschaftliche Bezeichnung „Echium“. Der wissenschaftliche Gattungsname „Echium“ leitet sich von dem griechischen Wort „Echis“ für „Natter, Viper“ ab. Der Artzusatz „vulgare“ bezieht sich auf das häufige Vorkommen der Art und bedeutet “gewöhnlich“ oder „gemein“.

Die Blüte des Gemeinen Natternkopfes erinnert mit dem weit aus der Kronröhre herausragenden Griffel mit seinen zwei auseinanderspreizenden Narbenästen am Ende an den Kopf einer züngelnden Schlange. Foto: M. Neitzke
In der Traditionellen Medizin vieler europäischer und außereuropäischer Länder spielte der Gemeine Natternkopf eine wichtige Rolle und kommt auch heute noch zur Behandlung verschiedener Erkrankungen bei Menschen und Tieren zum Einsatz. Die Liste der Heilanwendungen ist lang und sehr vielfältig.[3, 4, 17, 18, 21, 41, 43] Ähnlich wie die Wurzel des verwandten Gemeinen Beinwells (Symphytum officinale) diente auch die Wurzel des Gemeinen Natternkopfes der Heilung von Verstauchungen, Bänder- und Muskelzerrungen, Blutergüssen, Geschwüren und der Förderung der Wundheilung nach Schnitten und Verbrennungen .[17, 18, 21, 25, 29, 41, 43] Extrakte des Sprosses wurden besonders wegen seiner auswurffördernden und krampflösenden Wirkung geschätzt. Sie kamen daher bei der Behandlung von Atemwegserkrankungen mit Husten und Epilepsie zum Einsatz. [4, 22, 29] Das Anwendungsspektrum umfasste auch die Behandlung von Harnwegserkrankungen, Nierensteinen und Wassereinlagerungen, Schwermut und Geburtshilfe sowie von Schlangenbissen und Stichen von Skorpionen.[29, 33] In der offiziellen Pflanzenheilkunde in Mitteleuropa wird der Gemeine Natternkopf heute nicht mehr genutzt. Die experimentelle Überprüfung der Plausibilität der In der Traditionellen Medizin gebräuchlichen Heilanwendungen des Gewöhnlichen Natternkopfes konnte allerdings in vielen Fällen bestätigt werden.[5, 17, 18, 30] Die chemische Analyse enthüllte das Vorliegen zahlreicher bioaktiver Verbindungen, die aufgrund ihrer Eigenschaften die Wirkungsweise des Gemeinen Natternkopfes erklären. Zu ihnen gehören vor allem zahlreiche Polyphenole, wie Phenolcarbonsäuren, Flavonoide, Gerbstoffe außerdem Saponine, Alkaloide, Allantoin und Naphthochinone. Sie zeichnen verantwortlich für die nachgewiesenen antioxidativen, antibakteriellen, entzündungshemmenden, krampflösenden, schmerzstillenden, antiviralen, stimmungsaufhellenden, cytotoxischen und wundheilungsfördernden Wirkungen. Diese Eigenschaften des Gemeinen Natternkopfes eröffnen neue Perspektiven für die Entwicklung von Arzneimitteln und Produkten für die Kosmetik und Körperpflege. Das Interesse an der Erforschung der Eigenschaften und den Inhaltsstoffe des Gemeinen Natternkopfes beruht nicht nur auf dem Bestreben ständig neue und innovative bioaktive Inhaltsstoffe für die Pharma- und Kosmetikindustrie zu entdecken. Auch das Interesse an pflanzlichen Lebensmittelzusätzen ist in jüngster Zeit stetig gestiegen, da die Verwendung von synthetischen Lebensmittelkonservierungsstoffen und Lebensmittelfarben mit einem möglichen Gesundheitsrisiko in Verbindung gebracht wird. Die Verwendung von pflanzenbasierten Lebensmittelfarben und Konservierungsmittel wird in der Lebensmittelindustrie als Alternative zu synthetischen Substanzen gesehen.[41] Die Wurzeln des Gemeinen Natternkopfes blicken auf eine lange Tradition als rotes Färbemittel für Stoffe, Wolle und Lebensmittel zurück. Die färbenden Eigenschaften beruhen auf dem Vorliegen der zu den Naphthochinonen gehörenden roten Pigmente Alkannin und Shikonin, die in der Wurzelrinde gefunden werden.[33]
Die Bestäubung der Blüten des Gemeinen Natternkopfes erfolgt durch Insekten, denen im Gegenzug von den Blüten Nektar und Pollen angeboten wird. Die Blüten sind die reinsten Insektenmagneten. Bisher wurden über 130 verschiedene Insektenarten bei einem Blütenbesuch dokumentiert.[16, 23, 39, 49] In Kanada wurde sogar der Besuch des 7,5 – 9 cm großen Rubinkehlkolibiris (Archilochus colubris L.) an den Blüten des Gemeinen Natternkopfes beobachtet.[33] Während der Natternkopf als Pollenquelle für Honigbienen nur eine untergeordnete Rolle spielt, ist in Deutschland und einigen Nachbarländern der Nektar der Natternkopfblüten an der Zusammensetzung vieler Honige beteiligt.[23] Honig, der aus dem Nektar von Natternkopfblüten erzeugt wird, besitzt starke antioxidative und antibakterielle Eigenschaften.[1, 40]

Die Bedeutung des Gewöhnlichen Natternkopfs in der Heilkunde
Der Gemeine Natternkopf wird in Mitteleuropa heute in der Pflanzenheilkunde nicht mehr genutzt. In der Volksheilkunde vieler europäischer und außereuropäischer Länder spielte er allerdings eine wichtige Rolle und kommt auch heute noch zur Behandlung verschiedener Erkrankungen bei Menschen und Tieren zum Einsatz. Die Liste der Heilanwendungen ist lang und sehr vielfältig.[3, 4, 17, 18, 21, 41, 43] Wurzel und Spross wurden gleichermaßen benutzt. Die Anwendung erfolgte sowohl innerlich als Tee, Tinktur, Pulver oder Kräuterwein als auch äußerlich als Salbe oder Saft. Ähnlich wie die Wurzel des verwandten Gemeinen Beinwells (Symphytum officinale) diente auch die Wurzel des Gemeinen Natternkopfes der Heilung von Verstauchungen, Bänder- und Muskelzerrungen, Blutergüssen, Geschwüren und der Förderung der Wundheilung nach Schnitten und Verbrennungen.[17, 18, 21, 25, 29, 41, 43]

Extrakte des Sprosses wurden besonders wegen seiner auswurffördernden und krampflösenden Wirkung geschätzt. Sie kamen daher bei der Behandlung von Atemwegserkrankungen mit Husten und Epilepsie zum Einsatz.[4, 22, 29, 33] Ebenso wie die Wurzel wurde auch der Spross in der Volksheilkunde bei der Behandlung von Verstauchungen, Blutergüssen, Sehnenbeschwerden und Wunden eingesetzt.[4, 22, 33] Die harntreibende Wirkung machte man sich bei der Behandlung von Harnwegserkrankungen, Nierensteinen und Wassereinlagerungen zu Nutze.[29, 33] Weniger bekannt ist der Einsatz des Gewöhnlichen Natternkopfes wegen seiner stimmungsaufhellenden und anregenden Wirkung bei Schwermut.[30] Die Ureinwohner im Osten der Vereinigten Staaten von Amerika verwendeten zur Unterstützung bei der Geburt.[33] Darüber hinaus soll der Gemeine Natternkopf als Heilmittel bei Schlangenbissen und Stichen von Skorpionen eingesetzt worden sein.[18, 19, 29] Dies ist Absatztext. Klicken Sie darauf oder klicken Sie auf die Button Text verwalten, um Schriftart, Farbe, Größe, Format und mehr zu ändern. Um Website-weite Absatz- und Titelstile einzurichten, gehen Sie zu Website-Design.Extrakte des Sprosses wurden besonders wegen seiner auswurffördernden und krampflösenden Wirkung geschätzt. Sie kamen daher bei der Behandlung von Atemwegserkrankungen mit Husten und Epilepsie zum Einsatz.[4, 22, 29, 33] Ebenso wie die Wurzel wurde auch der Spross in der Volksheilkunde bei der Behandlung von Verstauchungen, Blutergüssen, Sehnenbeschwerden und Wunden eingesetzt.[4, 22, 33] Die harntreibende Wirkung machte man sich bei der Behandlung von Harnwegserkrankungen, Nierensteinen und Wassereinlagerungen zu Nutze.[29, 33] Weniger bekannt ist der Einsatz des Gewöhnlichen Natternkopfes wegen seiner stimmungsaufhellenden und anregenden Wirkung bei Schwermut.[30] Die Ureinwohner im Osten der Vereinigten Staaten von Amerika verwendeten zur Unterstützung bei der Geburt.[33] Darüber hinaus soll der Gemeine Natternkopf als Heilmittel bei Schlangenbissen und Stichen von Skorpionen eingesetzt worden sein.[18, 19, 29]

Die experimentelle Überprüfung der Plausibilität der In der Traditionellen Medizin gebräuchlichen Heilanwendungen des Gewöhnlichen Natternkopfes konnte in vielen Fällen bestätigt werden. Die chemische Analyse enthüllte das Vorliegen zahlreicher bioaktiver Verbindungen, die aufgrund ihrer Eigenschaften die Wirkungsweise des Gemeinen Natternkopfes erklären. So wirken die zur Klasse der Polyphenole gehörenden nachgewiesenen Phenolcarbonsäuren (Rosmarinsäure, Chlorogensäure, Kaffeesäure, Ferulasäure, cis-Zimtsäure, p-Cumarsäure, p-Hydroxybenzoesäure, Sinapinsäure) und Flavonoide ((Derivate von Kaempferol, Quercetin, Quercetrin, Hesperidin, Rutin, Naringenin, Naringin, Apigenin) u.a. antioxidativ, antibakteriell, antiviral und entzündungshemmend.[8, 12, 14, 30, 37, 47, 48] Die nachgewiesenen antioxidativen und antibakteriellen Eigenschaften der Auszüge von Spross und Wurzel des Gemeinen Natternkopfes werden daher vor allem auf den hohen Gehalt an polyphenolischen Verbindungen zurückgeführt. [2, 7, 8, 17, 20, 22, 29, 30, 31, 32, 33, 35, 37, 41, 46, 47, 48] Auch die Eigenschaften der übrigen nachgewiesenen bioaktiven Verbindungen (u.a. Gerbstoffe, Allantoin, Saponine, Alkaloide) korrelieren mit den überlieferten und in Versuchen gezeigten Eigenschaften des Gemeinen Natternkopfes.

So wird die in Laborversuchen gezeigte Förderung der Wundheilung mit den in der Wurzelrinde nachgewiesenen Naphthochinonen Shikonin und Alkannin sowie den zusätzlich gefundenen Flavonoiden erklärt. Für diese Verbindungen ist eine Förderung der Wundheilung durch Förderung der Zellvermehrung nachgewiesen.[17, 18] Auch reduzieren sie Schwellungen in verletztem Gewebe. Einen positiven Einfluss auf die Wundheilung übt auch das Allantoin aus, das im N-Stoffwechsel der Pflanzen eine Rolle spielt. Es unterstützt die Heilungsprozesse der Haut, in dem es die Zellneubildung anregt. Neben den polyphenolischen Verbindungen könnten auch die Naphthochinone an der antibakteriellen Aktivität der Auszüge des Gemeinen Natternkopfes gegen Staphylococcus aureus und einige gram negative Enterobakterien eine Rolle spielen. Für die genannten Pigmente ist eine antimikrobielle Wirkung gegen eine Reihe von Bakterien (Bacillus subtilis, Staphylococcus aureus, Staphylococcus epidermides, Sarcina lutea, Milchsäurebakterien) belegt. Auch eine Antitumoraktivität dieser Pigmente ist dokumentiert.
Tierversuche lieferten Hinweise auf eine krampflösende Wirkung von Auszügen des Gemeinen Natternkopfes, der ihren Einsatz bei Krampanfällen als sinnvoll erachten lässt.[5]
Ein klarer antidepressiver Effekt durch wässrige und alkoholische, flavonoidhaltige Auszüge des Gewöhnlichen Natternkopfes konnte von iranischen Wissenschaftlern gezeigt werden. Der Effekt war vergleichbar mit dem von Imipramin, einem handelsüblichen Antidepressivum. Der Gemeine Natternkopf könnte daher durchaus eine Quelle für vielversprechende biologisch aktive Verbindungen sein, die bei der Entwicklung von neuen Medikamenten zur Behandlung von Depressionen helfen könnten.[30, 38] Dies ist Absatztext. Klicken Sie darauf oder klicken Sie auf die Button Text verwalten, um Schriftart, Farbe, Größe, Format und mehr zu ändern. Um Website-weite Absatz- und Titelstile einzurichten, gehen Sie zu Website-Design.

Die Bedeutung des Gewöhnlichen Natternkopfs in der Kosmetik und Körperpflege
In einer Zeit, in der Verbraucher/innen bei der Kosmetik und Körperpflege zunehmend Wert auf gesunde und nachhaltige Produkte legen, steht die Kosmetikindustrie vor der Herausforderung einer ständigen Suche nach effektiven und innovativen pflanzenbasierten Wirkstoffen. Das Augenmerk der Forschung liegt dabei u. a. auf Pflanzen, die auch in der Traditionellen Medizin für die Gesunderhaltung der Haut im weitesten Sinne eine Rolle spielten oder noch spielen. bzw. auch auf Vertretern von Pflanzenfamilien, die für ihren hohen Gehalt an bioaktiven Inhaltsstoffen bekannt sind. Beide Kriterien werden von Arten aus der Familie der Raublattgewächse (Boraginaceae) erfüllt. Am häufigsten verwendet und daher am bekanntesten ist das Samenöl des Borretsches (Borago officinalis). Der aus dem Mittelmeerraum stammende Borretsch wird bereits seit dem Mittelalter in Mitteleuropa als Kulturpflanze angebaut. Aber auch in Mitteleuropa heimische Wildpflanzen wie der Beinwell (Symphytum officinalis), das Echte Lungenkraut (Pulmonaria officinalis), das Wald-Vergissmeinnicht (Myosotis sylvatica), der Echte Steinsame (Lithospermum officinale) und der Acker-Steinsame (Buglossoides arvensis) werden in der Kosmetik und Körperpflegeindustrie eingesetzt. Zu den derzeit noch selten verwendeten Arten, dessen Einsatzmöglichkeiten in der Kosmetik- und Körperpflegeindustrie allerdings aktuell intensiv erforscht werden, gehört der Gewöhnliche Natternkopf (Echium vulgare). Zurzeit wird vor allem das Samenöl des im Mittelmeerraum beheimateten Wegerichblättrigen Natternkopfes (Echium plantagineum) verwendet.[24, 26] Aufgrund seines hohen Gehaltes an vielfach ungesättigten Fettsäuren besitzt es sehr gute hautpflegende, entzündungshemmende und feuchtigkeitsspendende Eigenschaften. Auch für den Gewöhnlichen Natternkopf liefert die Volksheilkunde Hinweise für die zukünftige Verwendung in der Kosmetik und Körperpflegeindustrie. In der Volksmedizin wurde er u.a. zur Behandlung geröteter und rissiger Haut, vor allem der Hände, bei Eiterbeulen und Furunkeln und zur Förderung der Wundheilung eingesetzt.[4, 33]
Analysen der Samen des Gemeinen Natternkopf zeigten, dass der Ölgehalt bei etwa 14,4 % liegt. Besonders hoch ist mit 72, 3% der Gehalt der in der Kosmetikindustrie so begehrten ungesättigten Fettsäuren. Neben der einfach ungesättigten Ölsäure (16,2 %) und der zweifach ungesättigten Linolsäure, sind es vor allem die vielfach ungesättigten, langkettigen Fettsäuren wie die α-Linolensäure (30-35 %), die y-Linolensäure (10-12 %) und die Stearidonsäure (10 % - 14,2 %). Die häufigste Fettsäure in kosmetischen Präparaten ist die Linolsäure, die für ihre entzündungshemmende Wirkung bekannt ist. Linolsäure und ihre Verwandte die α-Linolensäure gehören zu den essentiellen Fettsäuren, d.h. sie können vom menschlichen Organismus nicht selber synthetisiert werden. α -Linolensäure fördert die Zellregeneration und aktiviert die Neubildung von Zellen. Eine Sonderstellung mit ihrer Vielzahl an positiven Wirkungen nimmt die ɣ-Linolensäure (entzündungshemmend, immunregulierend) ein. Eine vierfach ungesättigte Fettsäure, mit stark entzündungshemmender Wirkung ist die seltene Stearidonsäure. Die Samen des Gemeinen Natternkopfes könnten zu einer wertvollen Quelle, für diese erst in den letzten Jahren in den Focus der Forschung geratene Fettsäure werden. Darüber hinaus weist das Samenöl weitere für die Kosmetikindustrie interessante Aktivitäten auf. In Versuchen konnten antioxidative, antibakterielle, entzündungshemmende und schmerzstillende Eigenschaften nachgewiesen werden. [4, 6, 9, 10, 13, 30, 45]

Aber auch die Extrakte der Wurzeln und des Sprosses weisen für die Kosmetikindustrie interessante Eigenschaften auf. So bieten die antioxidativen, zusammenziehenden (adstringierenden), antibakteriellen und entzündungshemmende Eigenschaften der in der Pflanze enthaltenen Polyphenole einen großen Vorteil bei der Pflege der Haut, auch bei den unterschiedlichsten Ansprüchen.
Weitere für Kosmetikindustrie interessante Verbindungen sind die roten, fettlöslichen Farbstoffe Shikonin und Alkannin. Diese zu den Naphthochinonen gehörenden Substanzen werden in der Rinde der Wurzel vieler zu den Raublattgewächsen gehörenden Arten, wie auch dem Gemeinen Natternkopf, produziert. Am bekanntesten ist die im Mittelmeerraum heimische Färber-Alkanna oder Schminkwurz (Alkanna tinctoria), die seit der Antike zum Färben von Wolle und Stoffen, aber auch als Zusatz zu Schminken, beispielsweise Lippenstiften, verwendet wurde. Extrakte der Wurzel werden heute in der Kosmetikindustrie wegen ihrer farbgebenden, antioxidativen, entzündungshemmenden und heilenden Eigenschaften genutzt. Eine entsprechende Verwendung ist auch für die Wurzel des Gemeinen Natternkopfes denkbar.
Botanischer Exkurs – wie der Gemeine Natternkopf zu seinem Namen kann
Der Natternkopf (Echium vulgare) gehört zur Familie der Raublattgewächse oder auch Boretschgewächse (Boraginaceae). Bei dem Gemeinen Natternkopf handelt es sich um eine zweijährige Halbrosettenpflanze. Das bedeutet, dass der Gemeine Natternkopf in der ersten Vegetationsperiode nur eine Blattrosette ausbildet. Erst im 2. Lebensjahr entwickelt sich dann der 20 bis 80 cm hohe Blütenspross mit seinen auffälligen blauen Blüten. Dieser stirbt in der Regel dann am Ende der Vegetationsperiode ab.[11] Die kurze Lebensdauer der Einzelpflanze bedeutet, dass sich die Bestände des Gemeinen Natternkopfes ständig durch Samen neu regenerieren müssen. Für eine reiche Samenbildung sorgt der rege Besuch durch eine Vielzahl verschiedener Insekten, denen die auffälligen Blüten des Gemeinen Natternkopfes sowohl Nektar als auch Pollen als Nahrung bieten. Dieses Nahrungsangebot wird aber aufgrund des ausgeklügelten Baus der Blüten von den verschiedenen Insektenarten in unterschiedlichem Maße genutzt. Anderen wird er sogar gänzlich verwehrt.
Der Gemeine Natternkopf ist eine sog. Halbrosettenpflanze, die erst im zweiten Jahr die durch ihren Blütenreichtum beeindruckenden 20-80 cm hohen Blütensprosse hervorbringt. Foto: M. Neitzke

Die Darstellungen des Gemeinen Natternkopfes des deutschen Naturforschers und Kupferstechers J. Sturm (1771 -1848)[44] (links) und des schwedischen Botanikers C. A. M. Lindman (1901-1905)[36] (rechts) zeigen Details der Blüte und Früchte, sowie die Blätter und den Wurzelstock des Gemeinen Natternkopfes. Sturm: a) Pflanze, b) Blüte, c) Kelch mit Vorblatt, d) geöffnete Krone, e) Fruchtknoten, f) Staubgefäß, g) Frucht, Frucht nach Aufschneiden Kelches, i) Fruchtteile; Lindman: 1) Blütenspross, 2) Blatt, 3) junge Blüte, 4 alte Blüte, 5) aufgeschnittene Blüte, 6) vierteiliger Fruchtknoten mit Griffel, 7) reife Frucht.
Der Gemeine Natternkopf weist die für diese Familie typische borstige Behaarung von Stängeln und Blättern auf. Hinsichtlich des Blütenbaus stellt der Natternkopf jedoch eine Ausnahme innerhalb dieser Familie dar. Während die weit überwiegende Zahl der Gattungen dieser Familie radiäre Blüten mit strahlig angeordneten, gleich großen Blütenkronblättern besitzt (z.B. Boretsch (Borago officinalis), ist die Blütenkrone des Gewöhnlichen Natternkopfes schwach zweilippig. Die fünf Blütenkronblätter des Natternkopfes sind zu einer 15 - 30 mm langen, trichterförmigen, schwach gekrümmten Röhre mit einem 5 lappigen Kronsaum verwachsen. Da die beiden oberen Saumlappen aber deutlich größer und länger sind als die beiden seitlichen und der untere Lappen, entsteht eine schwach zweilippige Blütenform. Die Blütenkrone weist daher nur eine Symmetrieebene auf. Die Blütenkrone des Gewöhnlichen Natternkopfes ist also zweiseitig symmetrisch (dorsiventral, zygomorph).[28] Die fünf lineal lanzettlichen Kelchblätter sind dagegen gleich groß, zudem dicht borstig behaart und nur an der Basis verwachsen. Während sie mit 5-7 mm zur Blütezeit noch deutlich kürzer sind als die Kronröhre, verlängern sie sich auf bis zu 10 mm während der Fruchtreife.

Die Blütenkronblätter des Gemeinen Natternkopfes sind zu einer trichterförmigen Röhre verwachsen. Da die beiden oberen Lappen des Kronsaumes deutlich größer und länger sind als die beiden seitlichen und der untere, weist die Blütenkrone nur eine Symmetrieebene (rote Linie) auf. Fotos: M. Neitzke
Neben der Größe und der leuchtend blauen Farbe der Blütenkrone sind es vor allem die etwa 7 mm über den Kronsaum herausragenden Staubblätter mit ihren rötlichen Staubfäden und den blauen Staubbeuteln an ihren Enden, die die Aufmerksamkeit auf die Blüten des Gemeinen Natternkopfes lenken. Der Fruchtknoten ist oberständig und besteht aus 2 miteinander verwachsenen Fruchtblättern. Durch die Bildung einer falschen Scheidewand werden diese jedoch so tief eingeschnürt, dass der Fruchtknoten schon während der Blüte 4-teilig erscheint. Der behaarte Griffel ist am Grunde im Zentrum der 4 Teile angewachsen. Die Narbe ist deutlich zweispaltig. Der Nektar wird von einem Drüsengewebe am Grund des Fruchtknotens abgeschieden und sammelt sich am Grunde der Kronröhre.[11, 15, 28, 34, 42] Um an den Nektar am Grund der bis zu 3 cm langen Blüten zu gelangen, müssen die Insekten über einen entsprechend langen Rüssel verfügen oder weit durch die trichterförmige Öffnung in die Blütenkronröhre hineinkriechen können. Am besten ist eine Kombination aus beiden Eigenschaften.

Längsschnitt durch die Blüte des Gemeinen Natternkopfes: Die rötlichen Staubfäden der fünf Staubblätter sind in ihrem unteren Drittel mit der Kronröhre verwachsen und ragen weit über den Kronensaum hinaus. Der behaarte weiße Griffel steht in der Mitte des vierteiligen oberständigen Fruchtknotens. Der Nektar wird von einem Drüsengewebe an der Basis des Fruchtknotens abgeschieden. Foto: M. Neitzke
Wie ein Längsschnitt durch eine Blüte des Gemeinen Natternkopfes nämlich zeigt, verengt sich die Blütenkronröhre in etwa dem letzten Drittel beträchtlich. Dies ist nicht nur auf den Bau der Blütenhülle zurückzuführen, sondern auch auf die Anordnung und den Bau der Staubblätter. Die fünf Staubfäden biegen sich in der unteren Hälfte bzw. dem unteren Drittel der Kronröhre nach unten. Zusätzlich sind sie an ihrer Basis mit der Kronröhre verwachsen und leistenförmig verbreitert.[34] Besonders stark ist diese Verbreiterung an dem obersten 5. Staubfaden, die sich ähnlich einem kleinen Segel zwischen dem Staubfaden und der Wand der Blütenhülle aufspannt. Der Zugang zum Nektar an der Basis des Fruchtknotens verengt sich dadurch unterhalb des Knicks des Staubfadens des 5. Staubblattes zu einem sehr schmalen Spalt. Oberhalb entstehen dagegen, durch die leistenförmige Verdickung des 5. Staubfadens getrennt, ein rechter und linker Eingang zu dem am Grunde des Fruchtknotens abgeschiedenen Nektar.[34] Beide Eingänge dienen auch der Führung der Insektenrüssel. Diese Einrichtung schränkt den Kreis der Blütenbesucher, die in den Genuss des Nektars der Blüten des Gemeinen Natternkopfes kommen auf Insekten mit einer entsprechenden Rüssellänge ein. Ein Zugang von Insekten, die sich aufgrund ihrer geringen Größe an den Staubbeuteln und Narben „vorbeimogeln“ und nichts zu einer Befruchtung beitragen, sondern sich nur an dem Nektar bedienen wollen, wird dadurch verhindert.

Die Staubfäden der Blüten des Gemeinen Natternkopfes sind an ihrer Basis mit der Blütenkrone verwachsen sowie leistenförmig verbreitert. Besonders stark ausgeprägt ist diese Verbreiterung an der Basis des 5. obersten Staubfadens. Dies führt zusammen mit den abwärts gerichteten Knicken in dem unteren Bereich der Staubfäden zu einer starken Verengung des Schlundes des Blütentrichters. Foto: M. Neitzke

Durch die Anordnung der Staubfäden am Grund der Blüten des Gemeinen Natternkopfes entsteht oberhalb der Staubblätter ein zweiseitiger Zugang zum Nektar am Grunde des Fruchtknotens. Foto: M. Neitzke

Die Bildung eines „doppeltürigen“ Eingangs am Grund der Blüte ermöglicht eine komplikationslose Führung der oft langen Rüssel hin zum Nektar (Ackerhummel (Bombus pascuorum). Fotos: M. Neitzke
Da die Staubblätter weit über den Rand der Blütenkrone hinausragen, kommen die Insekten bei ihrem Blütenbesuch unweigerlich mit den Staubbeuteln in Berührung. Hinzu kommt, dass die Staubfäden an ihren freien Enden schwach aufwärts gebogen sind und die Staubbeutel ihre mit Pollen bedeckte Seite bei Blühbeginn nach oben kehren. So pudern sich die größeren Insekten wie Hummeln und Bienen bei ihrer Landung auf der Blüte zwangsläufig mit dem blauen Pollen ein. Die Staubfäden sind jedoch nicht alle gleich lang. Ein Staubblatt ist deutlich kürzer als die 4 übrigen. Dadurch wird sichergestellt, dass auch kleinere Bienen, die beim Anflug die langen Staubblätter umfliegen, ihren Körper mit Pollen beladen. Denn sie berühren unweigerlich mit ihrem Körper das kürzere Staubblatt, wenn sie auf der Suche nach Nektar tiefer in die Kronröhre eindringen.

Die Staubblätter der Blüten des Gemeinen Natternkopfes ragen weit über den Kronensaum hinaus. Insekten, hier eine Dunkle Erdhummel (Bombus terrestris), kommen bei ihrem Landeanflug unweigerlich mit den Staubbeuteln in Berührung und streifen den Pollen mit ihrer Behaarung ab. Fotos: M. Neitzke

Der Längsschnitt durch eine Blüte des Gemeinen Natternkopfes zeigt die Differenzen in der Länge der 5 Staubblätter. Dadurch wird sichergestellt, dass Insekten unterschiedlicher Größe, wie z.B. auch die nur 10 mm große Spargel-Schmalbiene (Lasioglossum sexnotatum) (rechts), mit den Staubbeuteln in Berührung kommen und sich mit Pollen einpudern. Fotos: M. Neitzke
Um eine Fremdbestäubung zu vermeiden, reifen die Staubblätter vor dem Griffel. Die Blüten sind also vormännlich (protandrisch).[15] Bei Öffnung der Blüte ist der Griffel noch so kurz, dass er kaum den Blüteneingang erreicht und die Narbenäste liegen noch dicht aufeinander. Blütenbesuchende Insekten berühren also erst die Staubbeutel an den weit aus der Blüte herausragende Staubfäden. Im Verlauf der Blütenentwicklung streckt sich der Griffel aber so stark, dass er bis zu 1 cm über den Blüteneingang hinausragen kann. Sein Ende biegt sich schwach aufwärts und die beiden Narbenäste spreizen auseinander. Der Griffel bildet nun die am weitesten aus der Blüte hervorragende Anflugstange. Insekten, die jetzt die Blüte anfliegen berühren die Narben und können den Pollen auf ihnen abstreifen und für eine Fremdbestäubung sorgen. Aufgrund des abgeflachten Rückens der Blütenkrone und des aus der Blütenöffnung ragenden Griffels mit der zweiteiligen Narbe, erinnert eine Blüte des Gemeinen Natternkopfes in diesem Stadium an einen Schlangen- bzw. Natternkopf mit einem flachen Schädel und der züngelnden gegabelten Zunge. Dieser Ähnlichkeit verdankt der Natternkopf seinen Namen.

Zu Beginn der Blüte ist der Griffel deutlich kürzer als die Staubblätter. Bei der Landung auf der Blüte, (hier eine Mondfleck-Schwebfliege (Eupeodes luniger)) werden nur die Staubbeutel berührt, nicht dagegen die beiden Narbenäste, die gerade erst beginnen auseinanderzuspreizen. Fotos: M. Neitzke

Mit zunehmendem Alter der Blüte streckt sich der Griffel und überragt letztendlich die Staubblätter. Landet jetzt ein Insekt (hier: Ackerhummel (Bombus pascuorum) auf der Blüte, berührt es mit seiner Körperunterseite die Narbenäste und kann den mitgebachten Pollen auf ihnen abladen. Fotos: M. Neitzke

Die Ähnlichkeit einer Blüte des Gemeinen Natternkopfes mit dem langen Griffel und der zweiteiligen Narbe mit dem Kopf einer züngelnden Schlange hat der ganzen Gattung „Echium“ den Namen „Natternkopf“ gegeben. Fotos: M. Neitzke
Aufgrund der tiefen Bergung des Nektars müssen die Insekten, die den Nektar der Blüten der Gemeinen Natternzunge nutzen wollen, entweder, wie die Schmetterlinge, über einen langen Rüssel verfügen oder weit in die Kronröhre hineinkriechen. Letzteres wird durch die weite trichterförmige Öffnung der Blüte stark erleichtert. Die blütenbesuchenden Insekten klammern sich am Rand der Blütenkrone fest und klettern von hier aus in das Innere der trichterförmigen Kronröhre. Selbst große Hummeln können bequem ihren Kopf und Teile der Brust in die Kronröhre stecken während kleinere Hummelarten oder Wildbienen mit mehr als der Hälfte ihres Leibes und noch kleinere Bienen sogar ganz in die Blütenkronröhre hineinkriechen können. Blütenökologisch betrachtet gehören die Blüten des Gemeinen Natternkopfes zu den sog. „Rachenblumen“.[34] Vielen kleineren Insekten, wie kleinen Wildbienen und Fliegen, deren Rüssel einfach zu kurz sind, um über die Nektarzugänge den Nektar zu erreichen, bleibt der Zugang zum Nektar allerdings verwehrt. Sie begnügen sich mit dem leicht erreichbaren Pollen.

Eine Ackerhummel (Bombus pascuorum) kriecht trotz ihres langen Rüssels (W: 13.15 mm, A: 12-13 mm, M: 10-11 mm) mit ihrem Vorderteil weit in die Blüten des Gemeinen Natternkopfes hinein. Dabei streift sie mit ihrem dichten Pelz den blauen Pollen aus den geöffneten Staubbeuteln heraus. Fotos: M. Neitzke

Eine Honigbiene ist auf einer Blüte des Gemeinen Natternkopfes gelandet, um sich mit einer Nektarmahlzeit zu stärken. Der Längsschnitt durch eine Blüte zeigt, wie sie den am Grunde des Fruchtknotens von einem Drüsengewebe abgeschiedenen Nektar aufschleckt. Um an den begehrten Nektar zu gelangen, muss sie weit in die trichterförmige Blütenkrone hineinkriechen. Fotos: M. Neitzke

Ein forschender Blick der Mondfleck-Schwebfliege (Eupeodes luniger) Richtung Nektar zeigt, dass der Weg zu lang, der Rüssel zu kurz und der Zugang zu eng ist (links). Aber die Staubbeutel mit ihren graublauen Pollen bieten eine gute Alternative (rechts). Fotos: M. Neitzke

Auch die Hainschwebfliege (Episyrphus balteatus) nutzt das Pollenangebot des Gewöhnlichen Natternkopfes. Fotos: M. Neitzke

Eine kleine Wildbiene sammelt den Pollen an den weit aus der Blütenkrone herausragenden Staubbeuteln. Die Sammelaktion erinnert an eine Akrobatikvorführung einer Zirkusartistin an einer Fahnenstange. Der Erfolg der Sammelaktion ist an den blauen Höschen der kleinen Biene zu erkennen. Fotos: M. Neitzke
Die Blüten stehen nicht einzeln, sondern sind in Blütenständen, die als Wickel bezeichnet werden, zusammengefasst. Ein einzelner Wickel kann aus bis zu 20 Einzelblüten aufgebaut sein.[33] Zahlreiche (bis zu 50), abstehenden Wickel bilden wiederum einen kegelförmigen, bis 50 cm langen Blütenstand (Thyrsus).[21, 28] Die Blüten blühen von der Basis bis zur Spitze hin sukzessive auf. Meistens sind nicht mehr als 2 Blüten an einem Wickel voll erblüht.[34] Durch das sukzessive Aufblühen der einzelnen Blüten eines Teilblütenstandes (Wickel) bietet der Gemeine Natternkopf Nahrung für Insekten über einen langen Zeitraum an. An einem Wickel kann sehr gut die Farbänderung der einzelnen Blüten des Gemeinen Natternkopfes im Laufe ihrer Entwicklung beobachtet werden. Die anfangs, im Knospenstadium noch rosaroten Blüten färben sich während des Aufblühens nach Blau (Bienenviolett) um.[34] Ursache hierfür ist eine Änderung des pH-Wertes im Zellsaft im Laufe der Entwicklung und die Abhängigkeit der Farbe der in den Vakuolen befindlichen Anthocyane von dem pH-Wert ihrer Umgebung. Diese sind in saurem Milieu, also bei einem niedrigem pH-Wert rot. Bei einem Anstieg des pH-Wertes färben sie sich nach violett und blau um. Während die Knospen eines Wickels nacheinander aufblühen, entrollen sich diese bis die Hauptachsen nahezu waagerecht von der zentralen Blütenstandsachse abstehen.

Die Blüten stehen in seitenständigen Wickeln. Während des Aufblühens der einzelnen Blüten vollzieht sich ein Farbwechsel von Rosa nach Blau. Foto: M. Neitzke

Die einzelnen Wickel sind wiederum zu einem schmalen bis 50 cm langen Blütenstand (Thyrsus) zusammengefasst, der eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf zahlreiche Insekten ausübt. Foto: M. Neitzke

Mit fortschreitender Entwicklung entrollen sich die Wickel bis die Hauptachsen nahezu waagerecht von der zentralen Blütenstandsachse abstehen. Fotos: M. Neitzke

Der Blütenstand bietet eine hervorragende Ansitzwarte für die Veränderliche Krabbenspinne, die in dem Blütenstand des Gemeinen Natternkopfes Jagd auf Insekten macht. Ob auf der Unterseite des Wickels verborgen oder auf der Oberseite des Blütenstandes auf den Blüten, ein Jagderfolgt ist bei der großen Anzahl an Insekten, die den Blütenstand zur Nahrungsaufnahme besuchen, garantiert. Trotz der auffälligen weißen Grundfarbe (eine Blaufärbung ist der Veränderlichen Krabbenspinne nicht möglich) scheinen die rötlichen seitlichen Streifen auf dem Hinterleib und die grünen Streifen auf der Brust für eine ausreichende Tarnung zu sorgen. Aufgrund dieser Musterung scheinen die Konturen der Spinne mit dem rot-blauen Blütenstand (Farbänderung der Blüten von Rot nach Blau während des Aufblühens sowie lange rote Staubfäden) und den langen schmalen Kelchblättern zu verschwimmen. Fotos: M. Neitzke

Die Tarnung der Krabbenspinne auf den Blütenständen des Natternkopfes scheint so gut zu sein, dass eine Mondfleckschwebfliege (Eupeodes luniger) einer Veränderlichen Krabbenspinne mit einem erbeuteten Artgenossen sehr nahekommt. Fotos: M. Neitzke
Die Fruchtreife erfolgt von August bis September. Bei den Früchten des Gemeinen Natternkopfes handelt es sich um sog. Spaltfrüchte, die bei der Reife in 4 kleine, 2-3 mm lange Teilfrüchte (=Klausen) zerfallen. Die dreieckigen Nüsschen sind an den Kanten gezähnelt und auf den Seitenflächen mit einem unregelmäßigen Muster aus winzigen Erhebungen bedeckt. Die locker in dem Kelch sitzenden Früchtchen können nun von dem Wind und von Tieren ausgestreut und verbreitet werden. Vorbeistreichende Tier bleiben an den borstigen Pflanzen hängen und schütteln so die Samen von der Pflanze. Aber auch eine Klettverbreitung ist möglich, wenn der borstige Kelch, der sich während der Fruchtreife stark vergrößert hat, mit den spitzen Kelchblättern und in ihm verbliebenen Früchtchen im Fell vorbeiziehender Tiere verfängt. Der Gemeine Natternkopf gehört somit zu den sog. „Wind- und Tierstreuern“.[15, 21, 28]

Bei der Reife zerfällt die Frucht in 4, 2-3 mm lange, dreikantige Nüsschen mit gezähnelten Kanten und rauen Seitenflächen. Fotos: M. Neitzke
Der 25 – 100 (150) cm hohe, steife Stängel ist mehr oder weniger stielrund und dicht mit kurzen Haaren besetzt. Hinzu kommen längere steife, stechende bzw. borstige Haare, die auf schwarzen oder weißen Knötchen stehen. Auch die wechselständigen, lineal-lanzettlichen, bis 10 cm langen Blätter sind behaart. Diese dichte Behaarung der Pflanze wird sowohl als Fraßschutz als auch als Anpassung an den zeitweiligen Wassermangel der von ihnen besiedelten Standorte gedeutet. Dies gilt auch für die bis zu 2,5 m lange Wurzel, mit der sich die Pflanzen bei länger andauernder Trockenheit mit Wasser aus tieferen Bodenschichten versorgen kann.[15, 21, 28, 42]

Die dicht behaarten Blätter des Gemeinen Natternkopfes sind wechselständig an dem runden Stängel angeordnet. Fotos: M. Neitzke
Blütenstände des Gemeinen Natternkopfes – beliebter Treffpunkt für Bestäuber und Räuber
Die Blütenstände des Gemeinen Natternkopfes üben eine nahezu magische Anziehungskraft auf die heimische Insektenwelt aus. Viele Insekten nutzen die Blüten jedoch nicht nur als Nahrungsquelle, sondern auch als einen willkommenen Platz zur Paarung und zur Eiablage. Verschiedene Räuber, wie beispielsweise die Veränderliche Krabbenspinne, wählen die Blütenstände des Natternkopfes zu ihrem Jagdrevier, um den zahlreichen Insekten bei ihrem Blütenbesuch aufzulauern. Neben etwa 50 Falterarten wurden 76 Wildbienenarten bei einem Blütenbesuch beobachtet.[16, 23, 39, 49] Zu den regelmäßigen Blütenbesuchern zählt auch die Honigbiene (Apis mellifera). In Deutschland und einigen Nachbarländern ist der Nektar der Natternkopfblüten an der Zusammensetzung vieler Honige beteiligt.[23] Auf einer vierstufigen Skala wird den Blüten der Nektarwert „3“ und ein Pollenwert von „2“ zugeordnet. Während der Natternkopf als Pollenquelle für Honigbienen nur eine untergeordnete Rolle spielt, ist er für 3 Mauerbienenarten (Natternkopf- Mauerbiene (Osmia adunca), Matte Natternkopfbiene (Osmia anthocopoides), Gebirgs-Natternkopfbiene (Osmia lepeletieri)), die in ganz Mitteleuropa ihre Brutzellen nur mit dieser Pollenart verproviantieren, überlebenswichtig.[23, 49] .

Seinen 16-17 mm langen und dünnen Rüssel kann der Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni) (links) leicht bis hinunter an den Nektar am Grund des Fruchtknotens herabsenken. Der Grünader-Weißling (Pieris napi) (rechts) muss sich mit seinem nur 10-12 mm langen Rüssel schon etwas mehr anstrengen. Die langen Staubblätter und Griffel bieten willkommene Landeplätze. Fotos: M. Neitzke

Der Gemeine Natternkopf ist eine beliebte Trachtpflanze bei den Honigbienen (Apis mellifera). Trotz der vielen Blüten an einer Pflanze kann es auch schon mal zu Konkurrenz zwischen Artgenossinnen kommen, die sich gegenseitig von den Blüten vertreiben. Fotos: M. Neitzke

Die Holz-Blattschneiderbiene (Megachile ligniseca) transportiert den Pollen mit einer Haarbürste auf der Unterseite des Hinterleibes. Diese ist gelbbraun bis rötlich, auf den letzten beiden Hinterleibsabschnitten aber schwarz. Fotos: M. Neitzke

Die überwiegend samtig schwarz gefärbte Steinhummel (Bombus lapidarius) sticht vor allem wegen des rostrot gefärbten Hinterteils ins Auge. Eine zweite volkstümliche Bezeichnung lautet daher auch „Rotschwanzhummel“. Mit ihrem langen Rüssel (Königin: 12-14 mm; Arbeiterin: 10-12 mm, Männchen: 8-10 mm) kann die Steinhummel das Nektarangebot am Grund der trichterförmigen Blüten des Gemeinen Natternkopfes nutzen. Da die Staubblätter der Blüten des Gemeinen Natternkopfes weit über den Kronsaum hinausragen, kommt die Steinhummel bei ihrem Landeanflug unweigerlich mit den Staubbeuteln in Berührung und streift den Pollen mit ihrer dichten Behaarung ab. Anschließen kann sie den Pollen auf die Narben der ebenfalls weit aus der Blütenkrone herausragenden Griffel übertragen. Fotos: M. Neitzke

Die Wiesenhummel (Bombus pratorum) gehört mit einer Körperlänge von 9-17 mm zu den kleinsten einheimischen Hummelarten. Die Wiesenhummel gehört mit einer Rüssellänge von 8-14 mm zu den kurzrüsseligen Hummeln. Da sie aufgrund ihrer geringen Körpergröße weit in die trichterförmige Blüte des Gemeinen Natternkopfes hineinkriechen kann, ist auch für sie das Nektarangebot der Blüten des Gemeinen Natternkopfes erreichbar. Fotos: M. Neitzke

Die Dunkle Erdhummel (Bombus terrestris) zählt zu den kurzrüsseligen Hummelarten (W: 9-10 mm, A: 8-9 mm, M: ca. 8 mm). Sie muss daher ihren Kopf tief in die trichterförmigen Blüten hineinstrecken, um an den Nektar zu gelangen. Fotos: M. Neitzke

Die Ackerhummel (Bombus pascuorum) gehört zu den langrüsseligen Hummeln (W: 13.15 mm, A: 12-13 mm, M: 10-11 mm). Um den Nektar zu erreichen, klammert sie sich mit ihren Beinen an den Rand der Blüten. Die langen Staubblätter oder Griffel kann sie nicht wie die Schmetterlinge als Landplatz und Operationsbasis nutzen, da die kräftigen, 9-18 mm langen Hummeln hierfür zu schwer sind. Im Alter kann die auffällige rotbraune Färbung der Brustoberseite (rechts) ausbleichen (links). Fotos: M. Neitzke

Sowohl die Königin (Rüssellänge: 19-21 mm), als auch die Arbeiterinnen (Rüssellänge: 14-16 mm) und die Männchen (Rüssellänge: 15 mm) der Gartenhummel (Bombus hortorum) können den Nektar am Grund der Natternkopfblüten erreichen. Hilfreich ist dabei auch der schmale Kopf, der sich tief in die trichterförmige Blütenkrone stecken lässt. Fotos: M. Neitzke

Sowohl bei der Waldhummel (Bombus sylvarum) (links) als auch der Baumhummel (Bombus hypnorum) (rechts) ist der Rüssel deutlich kürzer als die Blütenkrone des Gemeinen Natternkopfes. Sie müssen ihren Kopf tief in die Blütenkronröhre hineinstecken um an den Nektar zu gelangen. (Rüssellänge Waldhummel: Königin: 12-14 mm, Arbeiterin: 10-12 mm, Männchen: 9-11 mm; Baumhummel: Königin: 11-12 mm, Arbeiterin: 8-10 mm, Männchen: 7-9 mm). Fotos: M. Neitzke

Während ein Weibchen der Spargel-Schmalbiene (Lasioglossum sexnotatum) Pollen für ihre Brut sammelt, wird sie von einem Männchen entdeckt, das die Gelegenheit zur Paarung nutzt. Fotos: M. Neitzke

Eine Hainschwebfliege (Episyrphus balteatus) ist auf den langen Staubfäden der Blüten des Gemeinen Natternkopfes gelandet und tupft mit ihrem Rüssel den blauen Pollen aus den Staubbeuteln. Die Hainschwebfliege ahmt mit ihrer schwarz-gelben Färbung das Erscheinungsbild einer Wepse nach, um sich vor Fressfeinden zu schützen. Während sich die erwachsenen Tiere von Nektar und Pollen ernähren, leben ihre Larven räuberisch und ernähren sich von Blattläusen. Bis zu ihrer Verpuppung kann eine Larve der Hainschwebfliege 160- 200 Blattläuse aussaugen.[25] Fotos: M. Neitzke

Auch eine Kleine Schwebfliege (Syrphus vitripennis) ist auf den Staubfäden der Blüten des Gemeinen Natternkopfes gelandet, um sich mit dem Pollen aus den Staubbeuteln zu verköstigen. Die nur 9-11 mm lange Fliege, ahmt mit ihrem auffällig gelb-schwarz gestreiften Hinterleib die Färbung einer Wespe nach. Die erwachsenen Tiere der Kleinen Schwebfliege verköstigen sich rein vegetarisch mit Nektar und Pollen. Ihre Larven ernähren sich dagegen von verschiedenen Blattläusen. In ihrem Leben können sie bis zu 1160 Blattläuse vertilgen. Fotos: M. Neitzke

Auch die Mondfleckschwebfliege (Eupeodes luniger) spielt in unseren heimischen Ökosystemen nicht nur eine Rolle als Bestäuberin zahlreicher Blütenpflanzen, sondern auch als Bekämpferin von Blattläusen, da sich ihre Larven von diesen ernähren. Die erwachsenen Tiere fressen dagegen Pollen und Nektar. Während sie den blauen Pollen aus den Staubbeuteln der Blüten des Gemeinen Natternkopfes auftupft, hält sie sich an den langen Staubfäden fest. Fotos: M. Neitzke

Die Gemeine Langbauchschwebfliege (Sphaerophoria scripta) sucht die Blüten des Gemeinen Natternkopfes nicht nur für eine Pollenmahlzeit, sondern auch zur Eiablage auf. Die Gemeine Langbauchschwebfliege (Sphaerophoria scripta) ist eine schlanke Schwebfliege, deren langgestreckter Körper ein auffälliges gelb-schwarzes Streifenmuster aufweist. Die Larven ernähren sich von Blattläusen, die erwachsenen Tiere von Nektar und Pollen. Die Weibchen legen bis zu 1000 Eiern in Blattlauskolonien ab. Fotos: M. Neitzke
Auch Käfer aus der Familie der Scheinbockkäfer (Oedemeridae) und Bockkäfer (Cerambycidae), wie der Dichtpunktierte Walzenhalsbock (Opsilisa coerulescens), besuchen die Blüten des Gemeinen Natternkopfes, um den Pollen zu fressen. Der Nektar ist für sie aufgrund ihrer kurzen Mundwerkzeuge und des Blütenbaus unerreichbar, es sie denn, sie beißen die Blüten an der Basis auf.

Ein Dichtpunktierter Walzenhalsbock (Opsilisa coerulescens), besucht die Blüten des Gemeinen Natternkopfes, um den Pollen zu fressen. Die schwarzen, 8-14 mm langer Bockkäfer mit ihren auffällig langen Fühlen, sind im frischen Zustand am ganzen Körper dicht mit feinen bläulich bis grünlichen oder hellgrauen kurzen Haaren bedeckt. Die erwachsenen Tiere (Imagines) besuchen vor allem die Wirtspflanzen ihrer Larven aus der Familie der Raublattgewächse (Boraginaceae), wie hier den Gewöhnlichen Natternkopf. Das Weibchen nagt einen halbmondförmigen Spalt in die Epidermis und legt seine Eier in dem Stängel ab. Die Larven, die nach ca. 10 Tagen schlüpfen, ernähren sich von dem Stängelgewebe (Phytophag), in dem sie während ihrer Entwicklung auf- und abwärts wandern. Die Überwinterung findet in dem Wurzelstock statt. Fotos: M. Neitzke

Eine Krabbenspinne (Misumena vatia) hat einen Gemeinen Natternkopf zu ihrem Jagdrevier gewählt und lauert mit den langen, weit ausgebreiteten beiden Vorderbeinpaaren auf Beute, während sie sich mit den beiden kürzeren Hinterbeinpaaren an dem Blütenstand festhält. Fotos: M. Neitzke

Obwohl die Veränderliche Krabbenspinne auf Insekten Jagd macht, die oft deutlich größer sind als sie selber, ist die kleinere Krabbenspinne doch mehr an leichter, kleiner Beute interessiert. Während sie die vorbeifliegende Schwebefliege aufmerksam verfolgt, mimt sie bei der größeren Ackerhummel Gleichgültigkeit und der noch größeren Dunklen Erdhummel zeigt sie deutlich die kalte Schulter. Fotos: M. Neitzke

An einer engeren Bekanntschaft sind weder die Ackerhummel noch die Veränderliche Krabbenspinne interessiert. Fotos: M. Neitzke

Auch die Landung der größeren Dunklen Erdhummel veranlasst sie zum Verlassen ihrer Ansitzwarte. Fotos: M. Neitzke

Bei den kleineren Schwebfliegen, die die Blüten des Gemeinen Natternkopfes aufsuchen, ist die Veränderliche Krabbenspinne mit ihrer Jagdtaktik überaus erfolgreich. Eine Kleine Schwebfliege (Syrphus vitripennis) wurde bei ihrem Versuch, sich an dem Pollen der Blüten des Gemeinen Natternkopfes zu bedienen, von der Veränderlichen Krabbenspinne überrascht. Fotos: M. Neitzke

Auch eine nur 7- 10 mm große Matte Schwarzkopfschwebfliege (Melanostoma scalare) konnte von der Veränderlichen Krabbenspinne (Misumena vatia) überwältigt werden. Fotos: M. Neitzke

Die Veränderliche Krabbenspinne hat eine 8-11 mm Mondfleckschwebfliege (Eupeodes luniger) mit ihren langen Vorderbeinen blitzschnell gepackt und überwältigt. Fotos: M. Neitzke

Nachdem die erbeutete Schwebfliege in die richtige Position gebracht worden ist, versenkt die Veränderliche Krabbenspinne ihre Kieferklauen (Chelizeren) in den Hinterleib und pumpt Verdauungsenzyme in ihr Opfer. Die entstandene verflüssigte Nahrung saugt sie dann auf. Fotos: M. Neitzke

Zum Schluss wird die ausgesaugte Schwebfliege entsorgt, nachdem ihr manchmal noch der Kopf abgetrennt wurde. Fotos: M. Neitzke

Eine Artgenossin scheint von dem tödlichen Schauspiel nicht sonderlich beeindruckt zu seien und nähert sich der Krabbenspinne nicht nur bedenklich nahe, sondern landet tatsächlich auf dem gleichen Blütenstand in unmittelbarer Nachbarschaft zu der gefangenen Verwandten. Fotos: M. Neitzke

Auch eine Luftaufklärung hilft der Hainschwebfliege (Episyrphus balteatus) nicht, wenn die Veränderliche Krabbenspinne noch hungrig ist. Nachdem die Veränderliche Krabbenspinne eine Kleine Schwebfliege (Syrphus vitripennis) verspeist hat, hat sie durchaus noch Kapazitäten für eine Hainschwebfliege. Fotos: M. Neitzke

Eine Veränderliche Krabbenspinne hat eine Hainschwebfliege bei ihrem Blütenbesuch gepackt und injiziert ihr nun ihr Gift, um sie zu lähmen. Fotos: M. Neitzke

Offensichtlich ist der erste Griff nicht der richtige und die Fliege muss erst in die richtige Position gebracht werden. Fotos: M. Neitzke

Die Hainschwebfliege wird während der Mahlzeit geknetet und gefaltet. Fotos: M. Neitzke

Die Krabbenspinne hat eine Honigbiene erbeutet, die deutlich größer ist als sie selber. Fotos: M. Neitzke

Nachdem die Krabbenspinne das Gift und die Verdauungsenzyme injiziert hat, wird die Biene für eine bequeme Einnahme der Mahlzeit in Position gebracht. Fotos: M. Neitzke

Als die Veränderliche Krabbenspinne ihren Aussichtsplatz an der Spitze des Blütenstandes des Gemeinen Natternkopfes verlässt, wird ihre Aufmerksamkeit durch die Bewegung einer Blüte an der Spitze des Wickels erregt. Diese wurde durch die Landung einer kleinen Wildbiene hervorgerufen. Diese Bewegung veranlasst die Krabbenspinne zur Umkehr. Sie pirscht sich an die vermeintliche Beute heran und lauert im Schutz der großen Blüten mit erhobenen Beinen auf den richtigen Moment zum Zuschlagen. Die kleine Wildbiene ahnt nichts von der Gefahr und geht weiterhin fröhlich dem Sammeln von Pollen nach. Dann plötzlich schlägt die Spinne zu. In dem unübersichtlichen Durcheinander das dann entsteht, ist zu erkennen, wie die Spinne die kleine Wildbiene ergreift. Dies kann sich jedoch befreien und die Krabbenspinne geht leer aus. Fotos: M. Neitzke

Aber nicht immer gelingt die Flucht. Fotos: M. Neitzke

Was von vorne wie eine Krabbenspinne mit einem Schwebfliegenkopf aussieht, entpuppt sich bei einem Blick von oben als eine Krabbenspinne, die mit ihren Kieferntastern den abgetrennten Kopf einer Schwebfliege vor ihre Kiefernklauen hält. Also doch keine Chimäre. Fotos: M. Neitzke

Während die Krabbenspinne zunächst scheinbar den Kopf einer überwältigten Schwebfliege mit ihren Kieferntastern wie ein Schild vor sich hält, lässt sie ihn plötzlich fallen und zeigt ihr „wahres“ Gesicht. Was wie eine „Enttarnung“ wirkt, bedeutet wahrscheinlich lediglich das Ende einer Fliegenmahlzeit. Fotos: M. Neitzke
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